Lebenslinien
Lebenslinien

Louis Breu
Lebenslinien



Biographie
978-3-934983-70-0
160 Seiten, Paperback

24,90 €


Leseprobe:

Lehr und Wanderjahre

Nun begannen die Wachstumsmonate Mai und Juni. Auch für mich drehte sich das Rad der Zeit weiter. Inzwischen besuchte ich die letzte (8.) Klasse der Volksschule Haibühl. Es war damals möglich, wenn man zuhause in der Landwirtschaft gebraucht wurde, dass die Eltern Wochen vor Schulende eine vierwöchige Beurlaubung vom Schulbesuch beantragten. So endete für mich der tägliche Schulbesuch schon am 30. Juni, lediglich zur Entlassung und zum Empfang des Zeugnisse, kam ich nochmals zur Schule und in den Abschlussgottesdienst.

Dann stellte mir meine Mutter die für mich alles entscheidende Frage: "Alois, welchen Beruf möchtest Du erlernen?" Eine berufliche Entscheidung zu treffen, fällt in der Regel nicht leicht. Ich wollte immer schon mit Menschen arbeiten, etwa als Kellner, Koch oder eventuell auch als Förster. Meine frühzeitige Anfrage wegen einer Ausbildung im führenden "Sporthotel Brennes" am Großen Arber wurde erst Monate später beantwortet. In den 50er Jahren war das von Frau Sandner geführte First-Class-Hotel die beste Adresse, wo sogar der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Herr Theodor Heuss (1949-1959) seinen achttägigen Urlaub verbrachte.

Mein Plan war, eine Hotellehre mit anschließender Hotelfachschule in Garmisch-Patenkirchen zu machen. Eine andere Überlegung war: Onkel Otto ist selbständiger Friseurmeister und führt in Rheinbrohl bei Bad Honnef einen Salon, den könntest du einmal besuchen. Ich war beeindruckt von der Lage seines Geschäfts unmittelbar an der Hauptstraße, zwischen Koblenz und Linz am Rhein gelegen. Der Südausgang führte direkt in den Garten hinaus, wo große saftige und süße Pfirsiche am Baum mich anlachten. Onkel ließ mich gleich einen von dieser rheinländischen Sorte probieren.

Nach meinem Besuch ging es zurück in den Lamer Winkel, wo mein Onkel Otto schon in seiner Jugendzeit in Lam das Friseurhandwerk erlernt hatte. Als 14-Jähriger begleitete ich meine Mutter in das Friseurgeschäft am Schulweg 7 in Lam. Mutter kaufte ein Stück Seife und fragte dann meinen späteren Lehrherren, ob er vielleicht einen Lehrling brauchen könne. Ich bekam die Ausbildungsstelle.

Auf unseren Nachhauseweg sagte Mutter zu mir: "Jetzt wirst du Friseur. Haare und Bart wachsen immer und wenn du dich später selbständig machst, bekommst du für deine Arbeit auch sofort das Geld."
Mein Aufgabenbereich beschränkte sich anfänglich darauf, mit dem großen Krug warmes Wasser zum Kopfwaschen aus dem Waschkessel vom Keller in den im zweiten Stock gelegenen Salon zu tragen."


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über Louis Breu
Louis Breu hat sich seine Biographie »Lebenslinien« zu seinem 70. Geburtstag selbst zum Geschenk gemacht.
In über zwei Jahren Arbeit hat er seine »Lebenslinien«, die quer durch Bayern, Böhmen, die DDR und die Schweiz führen, aufgezeichnet. Er erzählt von seiner Familie, den kargen Zeiten seiner Jugend, seinem Beruf und seinen Erlebnissen, die ihn in viele Teile der Welt brachten. Als kreativer Visionär war und ist Louis Breu der Welt immer etwas voraus. Menschlich und modisch, handwerklich und gestaltend bereichert er diese Welt.

Der Meister Coiffeur ist Ehrenmitglied der Friseur-Innung Cham und führt seinen Salon in seiner Heimatstadt Lam.