Leseprobe:
Der Alte Orang-Utan fuhr fort: "Ich habe euch rufen lassen, weil es schon seit sehr langer Zeit nicht mehr geregnet hat. Die Regenzeit hat vor einer halben Mondphase begonnen und noch immer ist kein einziger Tropfen Wasser vom Himmel gefallen. Der Regenbaum hat uns dieses Jahr noch keinen Regen gebracht."
Eine Haubenlangure meldete sich aus dem Hintergrund: "Warum ist das so? Ich dachte der Baum beschert uns immer Regen, wenn wir gut auf ihn Acht geben?"
"Das ist es ja gerade", sprach der alte Orang-Utan, "etwas stimmt nicht. Es kommt etwas auf uns zu."
Der Javaneraffe fragte: "W… was i… i… ist? W… was k… kommt auf u… u… u…?"
Eine Baumkröte beendete für ihn: "…‚uns zu‘ wolltest du sagen."
Erleichtert nickte der Javaneraffe.
Die Miene des Orang-Utan wurde ernster. Dann sprach er leise und bedeutungsvoll: "Was auf uns zukommt, ist der Mensch."
...
"Der Baum spürt wohl, dass etwas nicht stimmt. Er weiß, dass sich eine Gefahr nähert, dass die Menschen ihn ohne die kleinste Gefühlsregung vernichten werden. In diesem Baum steckt die Furcht vor dem eigenen Ende, und deshalb bringt er uns keinen Regen mehr. Seine Gedanken sind finster geworden und nicht mehr auf die guten Dinge wie das Leben gerichtet. Seine Blätter rollen sich schon ein, und seine Zweige beginnen abzusterben. Er weiß, dass die Bedrohung von einem Lebewesen ausgeht, darum entzieht er der Welt das Wasser. Er würde alles Leben verdursten lassen um selbst am Leben zu bleiben."
"Wir werden das Tal also verlassen müssen?", erkundigte sich der Gibbon.
"Ich bin schon so gut wie weg. Nur noch ein paar kleine Besorgungen, dann hau ich ab. Wenn ich die anderen noch mitnehme, dann verliere ich Zeit. Ich glaube, wenn nur wir vier gehen, genügt das", kündigte der Nasenaffe an.
"Nein", rief der alte Orang-Utan, "du bleibst schön brav da. Niemand geht hier weg."
Und der Netzpython flüsterte der Grubenotter zu: "Das wäre aber nicht gerade der schlimmste Verlust gewesen."