Gerhard Rötzer
Wagnis Weltreise
Reise
978-3-934983-50-2
328 Seiten, Paperback
24,00
Leseprobe:
Eine Naturkatastrophe im Staat Himachal Pradesh
Wir fahren auf dem Hindustan Tibet HWY bergwärts. Unser Ziel sind die Buddha Klöster aus dem 11. Jahrhundert im Spitital am Oberlauf des Sutlej River. Die letzten Kilometer waren auffällig ruhig, kein Gegenverkehr, keine Überholmanöver. An der Abzweigung nach Rekong Peo, im District Kinnauer, fordert uns die Polizei auf, unverzüglich bergauf nach Peo zu fahren. Vielleicht eine halbe Stunde später kam die Flut. Zunächst erfüllte ein Donnern das Tal, eine Windböe riss Äste von den Bäumen, jetzt das dunkelgrau, mordende Wasser. Zwanzig Meter lange Baumstämme fegten wie Rammböcke am Ufer entlang. Die Straße unter uns brach einfach weg, ganze Hänge brachen ab. Eine Apokalypse, wir hatten viel Glück. In Kalpa, hoch über dem Flusstal, orientieren wir uns im Kopf. Die Folgen waren nicht in aller Konsequenz einzuordnen. Klar war, wir mussten bleiben, wir brauchen eine Unterkunft. Die Gerüchteküche brodelt. Mindestens zehn Unglücksursachen wurden gehandelt, die Aufräumarbeiten sollten zwischen 2 Tagen und 5 Monaten dauern, seit Jahren nicht mehr benutzte Alternativrouten wurden diskutiert, der Monsunregen soll die Lage noch verschärfen.
Nach drei Tagen informierten Militärvertreter offiziell: Die Aufräumarbeiten dauern zwischen ein und drei Monaten. Der Hindustan Tibet HWY auf einer Gesamtlänge von einhundertzwanzig Kilometer ist an über fünfzig Stellen in den Fluten versunken, acht Brücken wurden weggerissen, ufernahe Häuser zum Einsturz gebracht. Die Straße untersteht, wegen der Grenznähe zu China, der Border Road Organisation.
Mit den Wiederherstellungsarbeiten wird unverzüglich begonnen. Auf chinesischer Seite sollen vierzig Menschen umgekommen sein. Der Grund für den Staudammbruch ist unbekannt, Kontakte mit dem chinesischen Militär sind ausgesetzt. Geschäftsleute und indische Touristen werden mit Hubschrauber ausgeflogen. Meine Anfrage, den Toyota mittels Lastenhubschrauber auszufliegen, wurde negativ beschieden. Die Ironie an der Geschichte, bereits im Jahr 2000 hat sich ein ähnliches Unglück ereignet.