Uli Otto
Auf den Spuren des »Fliegenden Klassenzimmers« - 2
Sachbuch
978-3-934983-21-2
ca. 288 Seiten, Paperback
19,90
Leseprobe:
Vorbemerkung zu Band 2
Bietet der 1. Band von Auf den Spuren des Fliegenden Klassenzimmers zunächst einen allgemeinen Überblick über die Entwicklung des Schulwesens und des Kinderbuches vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, bevor das Augenmerk der Autoren sich im Anschluss daran dem durch die bundesdeutschen Lehrpläne kanonisierten deutschen Schul- und Internatsroman bis zur Gegenwart zuwendet, und die Verfasser sodann ausführlich auf neue Entwicklungen des Kinder- und Jugendbuches seit der Weimarer Republik – und hier in Ausführlichkeit auf Wilhelm Speyer und Erich Kästner als Begründer und Vertreter eines neuen Typs von Kinder- und Jugendliteratur – zu sprechen kommen, wobei hier Speyers Der Kampf der Tertia und Die goldene Horde sowie dann vor allem Kästners Das fliegende Klassenzimmer sowie dessen Rezeption eine ausführlichere Würdigung erfahren, ist der zweite Halbband demgegenüber verschiedenen Schul- und Internatsgeschichten im Kinder- und Jugendbuch vor allem der 1950er Jahre gewidmet, die heute im Regelfall weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Da viele der besprochenen Bücher gegenwärtig also längst vergriffen sind, und auch wohl kaum mehr aufgelegt werden dürften, werden von uns ganz bewusst viele und zum Teil auch sehr lange Zitatstellen daraus abgedruckt, um unsere Leser an ihren Inhalten und den Charakterisierungen ihrer Protagonisten teilhaben zu lassen. Dies gilt zunächst vor allem für Rosemarie Ditters Anfang der 1950er Jahre erschienenes Buch O, diese Rasselbande, welches nach ihren Auslassungen auf persönlichen Schulerlebnissen zu Ende der Weimarer Zeit beruht. Als Nachtrag wird hier zudem ebenso ausführlich auf einen Nachfolgeroman Ditters – O, diese Jungreporter. Ein Schülerroman – eingegangen, dies eine unseres Erachtens fiktive Nachfolgeerzählung, welche an den damaligen Erfolg von O, diese Rasselbande anzuknüpfen trachtete, im Jahr 1957 in der damals sehr populären Jugendzeitschrift „Die Rasselbande“ abgedruckt war und danach unseres Wissens gleichwohl niemals in Buchform erschien, und auf welche die Verfasser der vorliegenden Untersuchung erst in allerjüngster Vergangenheit durch den bekannten Jugendsachbuchautor Rainer Köthe hingewiesen wurden, der ihnen diese Geschichte auch als Kopie zur Verfügung stellte. Ihm sei an dieser Stelle von daher noch einmal in aller Ausführlichkeit gedankt, konnte dadurch doch eine für uns wertvolle Ergänzung unserer kleinen Publikation erfolgen. Beide Romane Ditters gehen relativ breit und ausführlich auf das Schul- und Schülerleben sowie verschiedene Lehrertypen ein, was eine ausführlichere Besprechung im Rahmen unserer Arbeit durchaus rechtfertigen dürfte. Im Anschluss daran wird Erika Manns heute leider ebenfalls weitgehend vergessener vierbändiger Kinderroman Die Zugvögel aus dem Jahr 1953 vorgestellt, welcher Ende der 1970er Jahre noch einmal in einer einbändigen Version – Die Zugvögel. Sängerknaben auf abenteuerlicher Fahrt – noch einmal vorgelegt wurde, bevor mit Die ganze Klasse gegen Dieter, Die neue Lehrerin und Das schöne Fräulein und ihre Primaner auf einige Schülerromane aus den 1950er sowie 1960er Jahren des seinerzeitigen Erfolgsautors Rolf Ulrici eingegangen wird, denen abschließend eine breitere Darstellung eines Buches des Genres von Gerhard W. Wolf – Der Geheimbund hat Pech (1955) – sowie von Jens Lindberg Die Jungen der 7a (1953) folgt.
Abschließend wollen wir noch auf einen ganz aktuellen Internatsroman eingehen, auf den wir im Verlauf jüngster Recherchen gestoßen sind, und der uns eine nähere Betrachtung durchaus wert erscheint, nämlich auf Albert Knigge & Claudia Cornelsens Expedition Knigge oder das Geheimnis eines alten Buches (2005). Dieser Roman verdient insofern eine ausführlichere Erwähnung, als das Internatsleben – zumal einer unter pädagogischen Gesichtspunkten wohl ganz besonderen und dabei sogar real existierenden Anstalt – einen zentralen Platz der Darstellung einnimmt, wenngleich es auch in eine abenteuerliche Geschichte eingebettet ist. In Verbindung mit Adolph Freiherrn Knigges Über den Umgang mit Menschen finden sich hier erzieherische Normen und Wertvorstellungen in den Mittelpunkt gestellt, welche, obgleich bereits im 18. Jahrhundert formuliert, durchaus nicht überholt erscheinen.
Natürlich gäbe es daneben noch eine Vielzahl anderer Schüler- und Internatsgeschichten, die hier leider aus Platz- und Zeitgründen aber unberücksichtigt bleiben mussten und vielleicht von daher von dem einen oder anderen Leser schmerzlich vermisst werden mögen. So mussten etwa gerade auch – dies aber vor allem mangels diesbezüglicher Kenntnisse und Leseerfahrungen seitens der Verfasser – einschlägige Mädchenromane außen vor bleiben. Doch glauben die Autoren dennoch, insgesamt einen durchaus repräsentativen Querschnitt der einschlägigen Literatur geboten, gewürdigt und zum Teil auch recht ausführlich behandelt zu haben, wären aber für weitere ergänzende Ratschläge, wie sie ihnen etwa seitens Rainer Köthe zuteil wurde, natürlich durchaus sehr dankbar.